Mittwoch, 11. Januar 2017

Lahme Ente?

Dieses Mal ist alles anders. Wenn üblicherweise ein Präsident in den USA sein Amt übergibt, wird er in den letzten Wochen seiner Amtszeit als lahme Ente bezeichnet. Es ist, so hat man es in Erinnerung, die Zeit, in der das Amt mehr oder weniger ruht. Der alte Präsident ist noch nicht weg, der Nachfolger aber noch nicht im Weissen Haus eingezogen.

Lahme Ente wird der sich verabschiedende Präsident in dieser Zeit genannt, und man spielt damit darauf an, dass er eben nichts mehr bewegt, nur noch seine Tage absitzt, seine letzten Besucher empfängt, seine letzten Reden hält, einige umstrittene Begnadigungen ausspricht und ansonsten seine Koffer packt. Was soll der mächtigste Mann der Welt denn sonst noch machen? Alles, was er in den Jahren seiner Amtszeit nicht auf die Reihe gebracht hat, wird jetzt in den letzten Tagen doch eh nichts mehr.

So war es jedenfalls bisher.

Man kann Barack Obama vieles nachsagen, aber sicherlich nicht, dass er bei seinem Abschied das Klischee des scheidenden "POTUS" als lahme Ente erfüllen würde. Ich kann mich nicht erinnern, in einer deutschsprachigen Medienberichterstattung der letzten zwei Monate diesen Ausdruck gehört zu haben, und falls er gefallen sein sollte, dann höchstens aus dem Munde Obamas himself in einer für ihn typischen Selbstironisierung.

Im Gegenteil, die Agenda des scheidenden Präsidenten scheint gut gefüllt zu sein. Bis zur letzten Stunde, so hat es den Anschein, will Obama die Weichen für eine Zukunft nach seiner Vision stellen. Manche werden es ihm sicherlich so auslegen, dass er seinem Nachfolger möglichst viele Brocken in den Weg legen will, ich sehe es aber freundlicher: Obama versucht, so viel wie möglich von seinem politischen Erbe ins Trockene zu bringen und die Zukunft, die er nicht mehr aus dem höchsten Amt mitgestalten kann, in eine gute Richtung vorzubereiten - und ich glaube, die Amerikaner werden es ihm dereinst danken!

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