Ich bin erklärtermassen ein News Junkie. Wenigstens ein
Browserfenster meines Computers ist immer auf einer Nachrichtenseite
aufgeschlagen, und mehrmals täglich, wenn ich mal kurz am Schreibtisch
vorbeikomme, aktualisiere ich das Fenster und überfliege die Nachrichten.
Wenn, wie ganz aktuell, mit dem Attentat auf den
Weihnachtsmarkt in Berlin ein Ereignis vorliegt, das unbestritten alle
betroffen macht, findet man in Kürze auch einen Liveticker, der uns über die
neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden hält. So weit, so gut.
Wobei… Wenn ich dann die Informationen überfliege, die sich
im Verlauf der letzten 36 Stunden in besagtem Liveticker angesammelt haben, bin
ich mir nicht mehr so sicher, wie gut das ganze ist.
Ja, ich bin interessiert zu erfahren, was es an Neuigkeiten gibt. Aber oftmals gibt es nach der ersten Berichterstattung eines
Vorkommnisses längere Zeit keine nennenswerten Entwicklungen mehr. Doch der Liveticker ist bereits
installiert, und er will gefüttert werden. Ein Liveticker, in dem nichts Neues
zu lesen ist, hat keinen Wert, also muss einfach wenigstens einmal pro Stunde,
wenn es geht auch etwas häufiger, ein neuer Post rausgehauen werden.
Wo anfangs sachlich (wenn auch mitunter übereilt) berichtet
wird, finden bald alle möglichen Spekulationen Platz. „Spur führt zu….“ Ist dann
da zu lesen, oder „Der mutmassliche Täter soll schon früher xy gemacht haben“. Wir
erfahren, dass ein neuer Verdächtiger verhört wird und lesen wenig später, dass
offenbar nichts gegen ihn vorliegt.
Zwischendurch die eine oder andere Stellungnahme eines Politikers, gefolgt von der Stellungnahme eines Konkurrenten im politischen Geschäft, dann
wieder eine kurze Information, welchen Ansatz zur Ergreifung des Täters die
Polizei als nächstes plant. Es sind kleine Brocken Information, die einem nicht
wirklich Wichtiges mitteilen, aber das Gefühl geben, mit dabei zu sein. Und
die, so mein Verdacht, schnell mal die Stammtischgespräche befeuern.
Ich habe mir angewöhnt, den Liveticker zu ignorieren. Stattdessen
warte ich, bis sich eine Nachricht so stark verfestigt hat, dass sie im
üblichen Nachrichtenteil der Onlinemedien erscheint – in der Regel nicht mehr
nur als Dreizeiler, der im Konjunktiv verfasst ist.
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